Fenster zur Kunst

31. January 2017

Kunst Die Ausstellung im Kunstraum Akku in Emmen ist für Nils Nova ein Heimspiel. Der weltweit ausstellende Künstler zaubert mit Acrylmalereien und illusionistischen Raumansichten.

Eine Supernova nennt man in der Astronomie das helle Aufleuchten eines Sterns, kurz vor seiner Selbstzerstörung. Dieses gleissende, sich ausbreitende Licht malt auf den Gemälden von Nils Nova immer mit. Und auch sonst scheint der Nachname des schweizerisch-salvadorianischen Künstlers ein Omen zu sein. Denn der leuchtende, kometenhafte Karrierestart – ein Jahr nach seinem Kunststudium an der Luzerner Kunsthochschule war Nova 2002 schon Träger des Manor-Kunstpreises, den Eidgenössischen Kunstpreis hat er sogar dreimal erhalten – war nur möglich dank eines Karriereknicks.

Der gelernte Bootsbauer musste sich nach einem Unfall, der seinen Rücken in Mitleidenschaft zog, beruflich umorientieren. Seither wird er weltweit ausgestellt, 2009 und 2014 auch an der Biennale Venedig.

Blick nach draussen oder nach drinnen?

In unmittelbarer Nähe zum eigenen Atelier in der Emmenweid zeigt Nova im Ausstellungsraum Akku zwei Gemäldeserien. Die Essenz seiner künstlerischen Arbeit findet sich vereinigt auf 31 Werken – hauptsächlich Acrylmalereien. Von Novas Interesse an Rahmungen in der malerischen Praxis zeugt schon der Ausstellungstitel «Fenster Fenster». Der Künstler hatte sich in seinen früheren Arbeiten aber auch schon mit der Sprache des Filmes auseinandergesetzt, wo das Framing, die Auswahl des Bildausschnitts, im englischen Fachterminus die Rahmung schon im Namen trägt.

Novas verspielter, illusionistischer Umgang mit der Raumarchitektur darf in Emmen aber genauso wenig fehlen. Als Vorläufer gelten die zahlreichen installativen Arbeiten des Künstlers. In der 2007 gezeigten Ausstellung im Museum Bellpark in Kriens drehte Nova die repräsentativen Räume der Villa um 90 Grad. Mit dem Effekt, dass der Parkettboden an der Wand klebte.

In Emmen ist es eine riesige Fototapete zwischen den Säulen des ehemaligen Speditionsgebäudes, die diesen Tromp l’OEil-Effekt hervorruft. Die Tapete, die eigentlich eine Fotomontage ist, zeigt den Akku-Ausstellungsraum kunst- und schmucklos mit nackten Wänden. Doch wer davorsteht und glaubt, das Bild zeige nur die dahinter befindliche Fortsetzung des Raumes, irrt.

In Wahrheit zeigt die Leinwand die spitz zulaufende Raumflucht, der man gewahr wird, wenn man sich als Bildbetrachter um neunzig Grad dreht. Der vermeintliche Blick aus dem Fenster entpuppt sich als Blick nach hinten beziehungsweise innen.

Geordnete Pinselstriche

Die typische Nils-Nova-Struktur, dieses Rastergitter aus vertikalen und horizontalen Linien, bleibt bei allen Arbeiten des Künstlers ein wichtiger Faktor. Egal, ob markante Musterung oder monochrome Farbfläche, immer durchzieht ein feines Gitter Novas Acrylmalereien. Und nicht selten markiert Nova den Bildrand beziehungsweise den Rahmen durch Aussparung an den Leinwandrändern, wie bei den im Gegensatz zu den eher miteinander harmonierenden Arbeiten im grossen Raum überraschend vielseitigen kleinformatigen Arbeiten im Kabinett, wo Nova auch mal ins leuchtende Neon wechselt.

Die ausdrucksstarke Werkserie «Fenster» (1–13 und 15) bleibt ein Ausstellungshighlight. Die Farbfelder sehen aus wie mit der Schere zerteilte und dann in ein Raster geordnete Pinselstriche. Die Blaunuancen von «Fenster IV» wecken gar den Eindruck, als handle es sich um eine metallisch glänzende Farbfläche. Von der Seite betrachtet, schillert das Bild, als sei es lebendig.